Logopädie

Logopädie (von logos = Wort, Sinn; paideia = Unterricht, Erziehung) befasst sich mit dem Gebiet der Kommunikation und speziell mit den Kommunikationsstörungen.

Aufgabe der Logopädie ist es, durch eine gezielte Behandlung die Fähigkeit zur Kommunikation von sprachauffälligen Kindern und Erwachsenen zu verbessern oder wiederherzustellen. Die Tätigkeit in der Logopädie reicht von der Behandlung eines wenig auffälligen Kindes, das einen Sprachlaut ungenau ausspricht, bis zur Abklärung und Therapie schwer sprachbehinderter Patienten jeden Alters, deren Sprech-, Lese- oder Schreibvermögen gänzlich gestört ist.

An beiden Standorten können wir Sie logopädisch behandeln. Das Praxisteam bildet sich regelmäßig im Bereich Logopädie fort.

Logopädie-Ratgeber

Was ist zu beachten? Welche Krankheitsbilder können mit Logopädie behandelt werden?

Informationen für Eltern

Von der Geburt bis zum 6. Lebensmonat

Entwicklung

  • Das Baby reagiert auf Geräusche und wendet den Kopf bzw. die Augen der Geräuschquelle zu.
  • Es lallt und gurrt.
  • Es experimentiert mit der Stimme, indem es Geräusche produziert.

Elternratgeber

  • Sprechen Sie langsam und deutlich mit Ihrem Baby.
  • Singen, spielen und lachen Sie mit ihm.
  • Erzählen Sie mit einfachen Worten Ihre augenblickliche Tätigkeit.
  • Benennen Sie die Dinge und Menschen in seiner Umgebung sowie die Geräusche, die es hört.

Eine Beratung wird erforderlich, wenn ...

  • … das Baby verstummt.
  • … es nicht auf Geräusche reagiert.
  • … es keinen Blickkontakt aufnehmen kann.
Logopädie ab 12 Monate

Entwicklung

  • Ihr Kind kann einfache Aufträge verstehen.
  • Es sagt Mama und Papa.
  • Es zeigt Reaktionen auf seinen Namen.

Elternratgeber

  • „Verändern“ Sie mit Ihrer Stimme:
    Sprachmelodie hilft, Sprache besser zu verstehen.
  • Wecken Sie die Freude der Kommunikation Ihres Kindes, indem Sie jede Art der Verständigung (Lachen, Schauen, „Erzählen“…) fördern.
  • Zeigen Sie ihm, wie man auch (ohne viele Worte zu benutzen) kommunizieren kann.

Eine Beratung wird erforderlich, wenn ...

  • … Ihr Kind keine ersten Worte spricht.
  • … Ihr Kind nur Gestik und Mimik anwendet.
Logopädie ab 18 Monate

Entwicklung

  • Das Kind kann einfache Sätze und Aufgaben verstehen.
  • Es kann bekannte Dinge und Menschen benennen.
  • Der Wortschatz erweitert sich zunehmend.

Elternratgeber

  • Sprechen Sie in einfachen Sätzen (jedoch nicht in Babysprache) mit Ihrem Kind.
  • Schauen Sie sich mit Ihrem Kind altersentsprechende Kinderbücher an.
  • Wenn Ihr Kind fernsehen möchte, dann nur kurz und schauen Sie mit ihm gemeinsam. So können Sie das Gesehene mit Ihrem Kind besprechen.
  • Erweitern Sie seinen Wortschatz mit dem Angebot neuer Wörter.

Wiederholen Sie die eventuell falsche Aussage des Kindes korrekt. Beispielsweise „da Thul“. Erwachsener: „Ja, da ist ein Stuhl.“

Eine Beratung wird erforderlich, wenn ...

  • … die Sprache sich verschlechtert oder nicht weiterentwickelt.
  • … Ihr Kind das Sprechen einstellt.
Logopädie ab 2 Jahre

Entwicklung

  • Ihr Kind versteht längere Sätze.
  • Es kann sich beim Namen nennen.
  • Es bildet Zwei-bis-drei-Wort-Sätze.

Eine Beratung wird erforderlich, wenn ...

  • … der Wortschatz nur wenige Worte umfasst.
  • … keine Zwei-Wort-Sätze („Papa da“) gebildet werden.
  • … Ihr Kind meistens für Sie unverständlich spricht.
  • … Ihr Kind Sie nicht versteht.
Logopädie ab 3 Jahre

Entwicklung

  • Ihr Kind versteht kleine Geschichten.
  • Es bildet ganze Sätze.
  • Es kann Fragen stellen.

Elternratgeber

  • Hören Sie Ihrem Kind aufmerksam und möglichst ohne Unterbrechung zu.
  • Helfen Sie ihm, Gedanken und Gefühle zu äußern.
  • Helfen Sie Ihrem Kind, Schnuller und Ähnliches aufzugeben.

Eine Beratung wird erforderlich, wenn ...

  • … Ihr Kind für Fremde unverständlich spricht.
  • … Ihr Kind wenig Verben, Adjektive oder Artikel benutzt.
  • … Ihr Kind noch nicht beginnt, die Mehrzahl zu bilden.
  • … Ihr Kind noch keine einfachen Sätze bildet.
Logopädie ab 4 Jahre

Entwicklung

  • Ihr Kind kann Sätze wie Erwachsene bilden.

Elternratgeber

  • Lesen Sie Ihrem Kind Geschichten vor.
  • Spielen Sie hierzu ein Frage-Antwort-Spiel.

Eine Beratung wird erforderlich, wenn ...

  • … Ihr Kind nur schwer Sätze bilden kann.
  • Ihr Kind grammatikalisch falsche Sätze bildet.
Logopädie ab 5 Jahre

Entwicklung

  • Der Wortschatz Ihres Kindes wächst weiter an.
  • Zahlen bis 10 können benannt werden.
  • Ihr Kind kann seinen Vor- und Zunamen nennen.
  • Es werden erste abstrakte Begriffe (lieb haben) benannt.
  • Die Sätze werden, bis auf kleine Regelverstöße, korrekt gebildet.
  • Geschichten können kurz nacherzählt werden.

Elternratgeber

  • Lassen Sie sich von Ihrem Kind Geschichten erzählen oder vorgelesene Geschichten nacherzählen.
  • Zählen Sie mit Ihrem Kind.
  • Erklären Sie abstrakte Begriffe.

Eine Beratung wird erforderlich, wenn ...

  • … der Wortschatz nicht weiter wächst.
  • … die Zahlen nicht beherrscht werden.
  • … Ihr Kind eine kurze Geschichte nicht wiedergeben kann.
  • … Ihr Kind seinen Namen nicht komplett nennen kann.

Informationen zu Krankheitsbildern, die mit Logopädie behandelt werden

Sprach- und Sprechauffälligkeiten im Kindesalter

Dyslalie (Störungen der Aussprache), zum Beispiel Vertauschen von Lauten wie „Tinderdarten“ statt Kindergarten

Sprachentwicklungsverzögerungen und Sprachentwicklungsstörungen

  • Dysgrammatismus (Störung der Grammatik), zum Beispiel: „Ich heute in die Schule gehen.“
  • Eingeschränkter Wortschatz. Das Kind spricht für das Alter noch nicht genügend Worte oder Sätze, Zum Beispiel anstelle eines ganzen Satzes „Da liegt der Ball“ sagt das Kind: „Da Ball.“
  • Störungen des Sprachverständnisses. Das Kind versteht zum Beispiel die alltäglichen Aufträge der Eltern, kann jedoch neue und komplexere altersgerechte Aufträge nicht erfüllen.
  • Näseln (es entweicht beim Sprechen Luft durch die Nase)
  • Störungen der Sprache durch Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte
  • Auffälligkeiten durch Hörstörungen

In der Therapie sprech- und/oder sprachauffälliger Kinder werden die Fähigkeiten der von der Entwicklungsverzögerung betroffenen Bereiche ausgeweitet. Liegen zum Beispiel Defizite in der Grammatik vor, können beispielsweise bestimmte Satzstrukturen oder Wortformen in den Therapiesitzungen erarbeitet werden.

Wird ein bestimmter Laut fehlerhaft gebildet (zum Beispiel Lispeln) oder kann ein Laut vom Kind nicht produziert werden, so wird dieser Laut zunächst durch das Heranziehen aller Sinne angebahnt. Gelingt es dem Kind, den Laut schließlich korrekt zu bilden, wird seine Aussprache nach Schwierigkeitsgrad aufbauend in Silben, Wörtern etc. bis hin zur Spontansprache trainiert.

Alle Übungen in der Therapie von Kindern werden auf spielerische Weise vermittelt. Außerdem werden die Übungen regelmäßig mit den Eltern besprochen und Hausaufgaben mitgegeben, damit das Erarbeitete auch im Alltag trainiert wird.

Myofunktionelle Störungen
  • Störungen im Zusammenspiel der Zunge und der Lippen
  • Kau- und Schluckstörungen, zum Beispiel fehlerhaftes Schluckmuster
  • Unzureichender Mundschluss, habituelle Mundatmung

Die myofunktionelle Therapie kann in Verbindung mit einer kieferorthopädischen Behandlung und bei Artikulationsstörungen (eingeschränkte Fähigkeit, Sprachlaute und ihre Verbindungen korrekt auszusprechen) erforderlich sein. Sie beinhaltet zunächst das Ausgleichen der Kräfte verschiedener Muskeln im Mundbereich. So werden zu stark ausgeprägte Muskelgruppen geschwächt und zu gering entwickelte Muskeln gekräftigt. Außerdem wird als Voraussetzung für eine erfolgreiche Artikulations- und/oder Schlucktherapie die Koordinationsfähigkeit von Lippen- und Zungenbewegungen sowie die korrekte Zungenruhelage trainiert. Im Anschluss daran kann dann unter anderem das korrekte Schluckmuster angebahnt werden. Dies ist eine Voraussetzung für eine erfolgreiche kieferorthopädische Behandlung. Dies ist nötig, wenn das Kind während des Schluckvorgangs zum Beispiel mit der Zunge zu stark gegen die Zähne presst.

Logopädie bei Stottern und Poltern
  • Stottern und Poltern bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen

Stottern und Poltern sind Sprechstörungen, die durch Stockungen im Redefluss, das Dehnen von Lauten und/oder das Wiederholen von Buchstaben, Silben, Wortteilen oder ganzen Wörtern gekennzeichnet sind. Sie können auch durch Mitbewegungen von Körperteilen oder der Mimik begleitet sein. Dies sind die sogenannten Sekundärsymtomatiken.

Im frühen Kindesalter können die Redeflussstörungen in der normalen Sprachentwicklung als sogenanntes Entwicklungsstottern auftreten. Das heißt, dass der Kopf des Kindes voller Gedanken steckt und das Kind ein hohes Mitteilungsbedürfnis hat. Dem ist die Verarbeitung von Gehirn zur Sprechmotorik jedoch noch nicht gewachsen, wodurch es zu Silben- und Wortwiederholungen kommt. Bestehen diese Redeflussstörungen länger als sechs Monate oder treten oben genannte Begleitsymptome während des unflüssigen Sprechens auf, sollte dies durch den Arzt/Logopäden abgeklärt werden.

Je nach Alter bzw. Störungsbewusstsein kann dann eine direkte oder indirekte Therapie erfolgen.

Die direkte Therapie basiert auf den vier Phasen der Stottertherapie nach Van Riper. Hierbei geht es zum einen darum, die Stottersymptome und deren Begleitsymptomatik zu erkennen und Letzteres abzubauen. Zum anderen soll das Sprechen durch Modifikationstechniken flüssiger gestaltet werden. Ein weiterer Schwerpunkt der Therapie ist das Aufdecken und Reduzieren häufig auftretender Sprechhemmungen oder von Vermeidungsstrategien.

Die indirekte Therapie wird angewandt, wenn dem Kind die Redeflussstörung nicht bewusst ist. Sie dient unter anderem dazu, der Entstehung von Sekundärsymptomatik entgegenzuwirken.

Logopädie bei Stimmstörungen

Funktionelle Stimmstörungen

  • durch ungünstigen Gebrauch von Stimme, Atmung und Ähnlichem

Organische Stimmstörungen

  • nach Kehlkopfoperationen (zum Beispiel Laryngektomie, Chordektomie),
  • bei Lähmungen, zum Beispiel nach Strumektomie (Schilddrüsenentfernung), und anderem.
Psychogene Stimmstörungen

Stimmstörungen (Dysphonien, Aphonien) können bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen auftreten. Durch ein ausführliches Gespräch mit dem Patienten (oder den Eltern) und eine umfassende Diagnostik wird zunächst erörtert, welche Faktoren die Stimmstörung begünstigen bzw. aufrechterhalten. Anschließend wird ein individueller Behandlungsplan erstellt, in dem die Optimierung der Sprech- und ggfs. Atemtechnik sowie der Haltung etc. im Vordergrund steht. Hierfür stehen unter anderem folgende Behandlungsansätze zur Verfügung:

  • progressive Muskelentspannung nach Jacobsen (PME),
  • Feldenkrais-Methode,
  • Akzentmethode nach Sven Smith,
  • atemrhythmisch angepasste Phonation (AAP) nach Horst Coblenzer und Franz Muhar,
  • Nasalierungsmethode nach Elke und Johannes Pahn,
  • funktionales Stimmtraining.
Lese-Rechtschreib-Schwäche (LRS)

Diese kann vorkommen als Folge einer Sprachentwicklungsverzögerung durch: 

  • Schwierigkeiten in der Lautunterscheidung, zum Beispiel d-t, g-k usw.,
  • verkürzte Hörmerkspanne (Fähigkeit, die für das Erlernen der Sprache wichtig ist. Sie setzt sich unter anderem aus Sprachwissen, Kurzzeitgedächtnis und der Konzentration zusammen.)

Die logopädische Behandlung einer Lese-Rechtschreib-Störung konzentriert sich somit besonders auf die eingeschränkten auditiven (das Hören betreffende) Funktionen. Ist die auditive Merkfähigkeit herabgesetzt, wird zum Beispiel die Fähigkeit erarbeitet, sich auch längere (gehörte) Wortreihen, Sätze oder Texte zu merken. 

Zudem werden Übungen durchgeführt, bei denen das Kind lernt, Laute zu erkennen und zu unterscheiden. Auch die Bestimmung der Position eines Lautes in einem Wort (= Lokalisation. Zum Beispiel: Ist der Laut /f/ im Wort Fahne am Anfang, in der Mitte oder am Ende des Wortes?) sowie die Synthese- und Analysefähigkeiten (Laute zu einem Wort verbinden bzw. Wörter oder Sätze in ihre Bestandteile gliedern) stellen Voraussetzungen zur Verbesserung der Lese- und Rechtschreibfähigkeit dar.

Dysphagie (Schluckstörung)

Dazu eignet sich unter anderem die F.O.T.T. - Methode:

Die Therapie des facio-oralen Trakts, entwickelt durch Kay Coombes, eignet sich zur Behandlung aller neurologisch bedingten Störungen des Gesichts- und Mundbereichs sowie des Schluck- und Sprechtrakts (sowohl in der Ergotherapie als auch in der Logopädie); dies schließt die Behandlung von komatösen und wahrnehmungsgestörten Patienten mit ein.

Ziel ist es, den gestörten Tonus und die Haltung so zu beeinflussen, dass die Funktionen „Atmen“, „Stimme geben“, „Sprechen“ und „Nahrungsaufnahme“ wieder koordiniert und sicher ablaufen können. Die Selbstständigkeit des Patienten soll wiederhergestellt bzw. maximal gefördert werden, um ihm eine Teilnahme am sozialen Leben zu ermöglichen.