Ergotherapie

Ergotherapie in der Praxis Würselen

In der Praxis Würselen wird Ihnen Ergotherapie-Behandlungen angeboten. Wenn Sie Fragen zu diesen Angeboten haben, setzen Sie sich mit uns in Verbindung. Wir beraten Sie gerne!

Ziel der Ergotherapie

Ergotherapie verfolgt das Ziel, individuelle Handlungskompetenzen (körperliche, soziale, seelische oder den Intellekt betreffende Funktionen) im täglichen Leben und im Beruf zu entwickeln, wiederzuerlangen und/oder zu erhalten und dem Patienten somit ein weitestgehend von fremder Hilfe unabhängiges, aktives Leben zu ermöglichen.

In beiden Praxen können wir Ihnen Ergotherapie-Behandlungen anbieten. Das Praxisteam nimmt regelmäßig an ergotherapeutischen Fortbildungen teil.

Anwendung der Ergotherapie

Ergotherapie kommt bei Menschen jeden Alters zum Einsatz. In der Ergotherapie findet die gesamte Persönlichkeit des Patienten, nicht nur die gestörte Funktion besondere Beachtung.

Ergotherapie-Ratgeber

Was ist bei Kindern zu beachten, und welche Krankheitsbilder können generell mit Ergotherapie behandelt werden?

Informationen für Eltern

Ergotherapie im 1. Monat nach der Geburt

Entwicklung

  • Wenn die Wangen des Kindes berührt werden, dreht es seinen Kopf zur Hand hin.
  • Das Kind greift automatisch nach jedem Gegenstand, der die Innenseite seiner Hand berührt (Greifreflex).
  • Wenn das Baby auf dem Rücken liegt, streckt es seine Arme und Beine spielerisch aus.
  • Wenn das Baby auf dem Bauch liegt, macht es alternierende Krabbelbewegungen.
  • Das Baby erkennt das Gesicht der Mutter.
  • Das Kind reagiert auf das Geräusch einer Rassel oder Glocke ebenso wie auf die menschliche Stimme, indem es seinen Kopf zur Geräuschquelle dreht.

Elternratgeber

  • Bieten Sie Ihrem Kind viel und direkten Körperkontakt (auch nackte Haut).
  • Führen Sie eventuell Babymassage durch.
  • Tragen und schaukeln Sie Ihr Kind. Dies bereitet ihm Wohlbehagen und beruhigt es. Gleichzeitig hilft es dem Gehirn, sich zu ordnen.

Eine Beratung wird erforderlich, wenn ...

  • … Ihr Kind viel schreit und sich durch Grundbedürfnisbefriedigung, wie zum Beispiel Körperkontakt, Nahrung und eine frische Windel, nicht beruhigen lässt.
Ergotherapie im 2. und 3. Lebensmonat

Entwicklung

  • Das Kind stützt sich in Bauchlage das Gesicht in Richtung Fußboden mit den Armen ab und hebt die Brust vom Boden.
  • Die Hände sind die meiste Zeit über offen. Das Kind greift nach Gegenständen und Personen, doch es fehlt ihm noch die Augen-Hand-Kontrolle, die nötig ist, um den gewünschten Gegenstand akkurat zu erreichen. Es greift mit der gesamten Handfläche.

Elternratgeber

  • Geben Sie Ihrem Kind die Möglichkeit, seine Greiffunktionen auszuüben, indem Sie ihm Gegenstände/Spielzeug, welches es gut umgreifen kann, aus verschiedenen Richtungen anbieten.

Eine Beratung wird erforderlich, wenn …

  • … Ihr Kind seine Augen nicht in die Richtung eines Reizes, wie zum Beispiel das Gesicht der Mutter, hinwendet.
  • … Ihr Kind Gegenstände nicht umgreift oder durch Fehlstellung der Hände bzw. der Finger kein Umgreifen möglich ist.
Ergotherapie ab dem 4. Lebensmonat

Entwicklung

  • Das Kind kann schon große Bewegungen, wie zum Beispiel das Schlagen mit einem Löffel gegen den Tisch, durchführen.
  • Das Kind fängt an, seine Hände zu berühren und anzuschauen, und entwickelt dabei ein Bewusstsein darüber, wo sich seine Hände im Raum befinden.
  • Einer der bedeutsamsten Entwicklungsschritte dieses Alters ereignet sich, wenn es dem Kind gelingt, seine Hände spontan vor dem Körper zusammenzubringen, sodass sie sich beide berühren.
  • Das Kind beginnt, selbstständig auf dem Boden zu sitzen, ohne dabei das Gleichgewicht zu verlieren.

Elternratgeber

  • Schaukeln Sie mit Ihrem Kind bzw. spielen Sie mit ihm Spiele, wie zum Beispiel durch die Luft schwingen.
  • Geben Sie Ihrem Kind die Möglichkeit, seine Umwelt zu erkunden und die Bewegungsmöglichkeiten seines Körpers zu entdecken, indem Sie es auf eine auf dem Boden platzierte Decke legen.

Eine Beratung wird erforderlich, wenn …

  • … Ihr Kind mit dem Sitzen große Schwierigkeiten hat oder dies erst gar nicht versucht oder wenn es Schaukelbewegungen nicht bzw. nur geringfügig ertragen kann.
  • … Ihr Kind die Hände nicht willkürlich zusammenführen kann.
Ergotherapie ab dem 6. Lebensmonat

Entwicklung

  • Das Kind beginnt in dieser Zeit zu kriechen und zu krabbeln.
  • Das Kind erforscht seine Umwelt.
  • Das Kind kann seinen Daumen und den Zeigefinger in einem Kneifzangengriff gebrauchen und damit kleine Gegenstände aufnehmen oder an einem Faden ziehen.
  • Das Kind beginnt, seine Handbewegungen zu planen, sodass es nun in der Lage ist, zum Beispiel eine Glocke klingeln zu lassen, einfache Dinge zusammenzustecken oder sie beiseitezulegen.
  • Das Kind sucht Gegenstände außerhalb seines Sichtbereichs (Guck-guck-Spiele).
  • Das Kind beginnt, einfach Silben wie „Ma“ und „Da“ zu sprechen.

Elternratgeber

  • Geben Sie Ihrem Kind ausreichend Anreize, seine Umwelt zu erforschen. Legen Sie für das Kind interessante Gegenstände so in seine Nähe, dass es diese zwar sehen kann, aber dorthin krabbeln muss, um sie erkunden zu können.

Eine Beratung wird erforderlich, wenn …

  • … Ihr Kind keine Versuche macht zu krabbeln.
  • … Ihr Kind kein Interesse an der Umwelt zeigt.
Ergotherapie ab dem 9. Lebensmonat

Entwicklung

  • Das Kind beginnt sich alleine an Gegenständen hochzuziehen.
  • Das Kind versteht Worte wie Mama oder „Teita“.
  • Das Kind steckt viel in den Mund.
  • Das Kind lernt seine Umwelt bewusst zu beeinflussen (Wegwerf-und-Aufhebe-Spiel).

Elternratgeber

  • Fördern Sie das alleinige Aufstehen.
  • Reagieren Sie auf die Äußerungen des Kindes.
  • Erlauben Sie die Erkundungen mit dem Mund.
  • Spielen und reden Sie viel mit Ihrem Kind.

Eine Beratung wird erforderlich, wenn …

  • … Ihr Kind sich nicht selbstständig an Gegenständen hochzieht.
  • … Ihr Kind wenig oder gar nicht lautiert.
  • … Ihr Kind kein Interesse an Spielen zeigt.
Ergotherapie bei Kindern bis 2 Jahre

Entwicklung

  • Das Kind lernt, zu gehen, zu sprechen sowie komplexe Handlungen zu planen und erfolgreicher durchzuführen.
  • Das Tastempfinden Ihres Kindes entwickelt sich und reift weiter aus.
  • Das Kind erfährt über Reize auf der Haut, wo sein Körper beginnt und wo er aufhört (gestreichelt werden, gehalten werden, baden etc.).
  • Das Kind nutzt jede Gelegenheit, die Umwelt zu erforschen (es öffnet alle Schubladen oder klettert überall hinein usw.).

Elternratgeber

  • Bieten Sie Ihrem Kind Ein- und Ausräumspiele.
  • Bieten Sie Ihrem Kind Versteckmöglichkeiten im häuslichen Umfeld.
  • Lassen Sie Ihr Kind herumtoben und schaukeln.
  • Ermöglichen Sie Ihrem Kind Kontakt zu anderen Kindern.

Eine Beratung wird erforderlich, wenn …

  • … Ihr Kind sich gerne ohne Grund fallen lässt.
  • … Ihr Kind Berührungen meidet.
  • … Ihr Kind die Umwelt nicht erforscht.
Ergotherapie bei Kindern bis 7 Jahre

Entwicklung

  • Das Kind lernt, einfache Werkzeuge, wie zum Beispiel Schere, Besteck und Stifte, zu gebrauchen.
  • Das Kind lernt, seine Bewegung der Umwelt anzupassen (zum Beispiel einem Ball ausweichen).
  • Das Kind kann sich selbst oder Gesehenes malen (im Alter von ca. 6 Jahren malt Ihr Kind zunehmend differenzierter in Form und Farbe).
  • Das Kind erlernt soziale Kompetenzen.
  • Das Kind kann sich über einen längeren Zeitraum auf eine Aufgabe konzentrieren.

Elternratgeber

  • Lassen Sie Ihr Kind viel schneiden und malen sowie seine Kreativität ausleben.
  • Gehen Sie mit Ihrem Kind auf Spielplätze. Hier kann es seine Bewegungen und Kräfte verbessern und austesten. Es erlernt, ebenso wie im Kindergarten, den Umgang mit anderen Kindern.
  • Beziehen Sie Ihr Kind in alltägliche Tätigkeiten ein und fördern sie so seine Selbstständigkeit.
  • Erwarten Sie von Ihrem Kind, dass es eine Sache zu Ende bringt, auch wenn es nur wenig Zeit in Anspruch nimmt. Diese Zeit kann später ausgedehnt werden.

Eine Beratung wird erforderlich, wenn …

  • … Ihr Kind sich im Umgang mit Schere und Stift nicht sichtlich verbessert.
  • … Ihr Kind keine Fortschritte, zum Beispiel im Gleichgewichtsbereich, in der Auge-Hand-Kontrolle oder in der Planung von Bewegungsabläufen, macht.
  • … Ihr Kind sich häufig verletzt.
  • … Ihr Kind Handlungen nicht planen kann.
  • … Ihr Kind oft unkonzentriert ist.
  • … Ihr Kind im sozialen Kontakt unsicher ist.

Bitte beachten Sie, dass die Übergänge der Entwicklung oft fließend sind. Dadurch können sich die Zeiten etwas verschieben. Beobachten Sie Ihr Kind und sprechen Sie bei Auffälligkeiten bitte Ihren Kinderarzt an.

Informationen zu Krankheitsbildern, die mit Ergotherapie behandelt werden

Ergotherapie in der Pädiatrie

Ergotherapie ist bei allen Kindern und Jugendlichen indiziert, deren Entwicklung zum selbstständigen, handlungsfähigen Erwachsenen eingeschränkt bzw. behindert ist, zum Beispiel durch:

  • Störungen des Bewegungsablaufs infolge hirnorganischer Schädigungen (spastische Lähmungen, Anfallsleiden, Hydrocephalus, Spina bifida, Muskeldystrophien etc.),
  • Störungen der sensomotorischen Entwicklung (Interaktion von Wahrnehmung und Bewegung) und der damit verbundenen Beeinträchtigung der kognitiven Prozesse,
  • Störungen der Wahrnehmungsfähigkeit und -verarbeitung (sensorische Integrationsstörungen, zum Beispiel Störungen in der Gleichgewichtsverarbeitung),
  • Ausfallerscheinungen bzw. Verzögerungen in der Sozialentwicklung, der Beziehungsbildung und der Kommunikationsfähigkeit,
  • psychische Erkrankungen (zum Beispiel Verhaltensstörungen, frühkindlicher Autismus, Essstörungen),
  • Sinnesbehinderungen (zum Beispiel Taubheit, Blindheit).

Der tatsächliche Entwicklungsstand des Kindes/Jugendlichen zum Zeitpunkt der Diagnostik ist die Grundlage aller Maßnahmen. Die anzuwendenden Behandlungsverfahren beruhen auf neurologisch-anatomischen, anatomisch-funktionellen, psychosozialen sowie entwicklungspsychologisch und lerntheoretisch orientierten Grundsätzen und Kenntnissen.

In der Anwendung der neurophysiologischen, neuropsychologischen, psychosozialen und motorisch-funktionellen Verfahren stehen immer die basalen sensomotorischen Funktionen im Zentrum. Diese bilden die Grundlage für die weitere, darauf aufbauende kognitive Entwicklung.

Ergotherapie in der Neurologie

In der Neurologie werden vor allem die Erkrankungen des zentralen Nervensystems, also des Rückenmarks und des Gehirns, behandelt. Dazu gehören unter anderem:

  • Schlaganfall,
  • Schädel-Hirn-Verletzungen (zum Beispiel nach einem Unfall),
  • Rückenmarksverletzungen und -erkrankungen (zum Beispiel Querschnittslähmung),
  • Morbus Parkinson,
  • multiple Sklerose,
  • rheumatische Erkrankungen,
  • Polyneuropathie und andere.

Auf Wunsch der Betroffenen nehmen Ergotherapeuten auch Kontakt zu Institutionen wie Beratungsstellen, Tageskliniken, Tagesstätten, Pflegediensten oder Selbsthilfegruppen auf, um die erforderlichen Maßnahmen abzustimmen.

Ergotherapie in der Psychiatrie

Die Ergotherapie behandelt in diesem Fachbereich Patienten aller Altersstufen mit psychotischen, neurotischen und psychosomatischen Störungen sowie Suchterkrankungen. Dazu zählen Krankheitsbilder, wie zum Beispiel:

  • Schizophrenie, Depression, Manie,
  • Demenz, Morbus Alzheimer, hirnorganisches Psychosyndrom,
  • Borderline-Persönlichkeitsstörungen,
  • neurotische Depressionen, Zwangs-/Angstneurosen, paranoide Persönlichkeitsstörung,
  • Alkohol-, Drogen-, Medikamenten- oder Spielsucht,
  • Essstörungen, Schlafstörungen,
  • Autismus, Verhaltens- und Entwicklungsstörungen.
Geistige, intellektuelle, psychische Förderung
  • Entwicklung von Körperwahrnehmung und Wahrnehmungsverarbeitung,
  • Fördern der Konzentration, Ausdauer, Merkfähigkeit,
  • Steigerung des Selbstwertgefühls und des Selbstvertrauens,
  • Umgang mit Erfolg und Misserfolg,
  • Steigerung der psychischen Belastbarkeit,
  • Hirnleistungstraining,
  • Fördern der realistischen Selbsteinschätzung,
  • Erhalt, Förderung und Verbessern von Sorgfalt und Genauigkeit, Abstraktionsvermögen, Kreativität, Belastbarkeit, Wahrnehmung von Form, Farbe und Gestalt.
Motorisch-funktionelle Förderung
  • Muskelaktivierung und Muskelaufbau,
  • Rekrutierung nervaler Strukturen und deren Funktion,
  • Kontrakturprophylaxe,
  • Gelenkmobilisation,
  • Erweiterung des Bewegungsausmaßes,
  • Förderung von zielgerichteten Bewegungen (Alignment),
  • Verbesserung der Grob- und Feinmotorik,
  • Training von Alltagsaktivitäten,
  • Beratung bezüglich geeigneter Hilfsmittel.
Therapeutische Medien in der Ergotherapie

Medien dienen dazu, handlungsorientierte Aktivitäten abzurufen. In der Ergotherapie werden ausgewählte Aktivitäten eingesetzt, um Auswirkungen von Krankheit und Behinderung zu analysieren und zu behandeln.

Für eine erfolgversprechende Therapie müssen alle vom Ergotherapeuten verwendeten Medien entsprechend bestimmter Gesichtspunkte analysiert werden. Dabei gilt es, folgende Aspekte zu beachten:

  • Kompetenzen für eine erfolgreiche Ausführung der Aktivität,
  • Alters- bzw. Entwicklungsstufen,
  • persönliche Interessen des Patienten,
  • Therapierelevanz,
  • Einfluss auf die Motivation,
  • Psychosoziale und affektive Fähigkeiten (zum Beispiel Kommunikation, Selbstvertrauen, Frustrationstoleranz),
  • sensorische Anforderungen (Fühlen, Sehen, Hören etc.),
  • motorische Anforderungen (zum Beispiel Grob- und Feinmotorik),
  • neuropsychologische Anforderungen (Wahrnehmungsverarbeitung, Aufmerksamkeit, Sprach- und Sprechleistungen etc.),
  • mögliche Hilfsmittel und/oder Kompensation.

Da es sich bei der Ergotherapie um eine handlungsorientierte Therapiemethode handelt, eignen sich hierfür alle Medien, die ebenfalls aktivitätsorientiert sind und letztlich eine größtmögliche Selbstständigkeit in den individuellen Lebensbezügen unterstützen. Dazu zählen Medien für handwerkliche und gestalterische Tätigkeiten, Kulturtechniken (Lesen, Schreiben, Rechnen) sowie Medien für alltags- und berufsorientierte Tätigkeiten.

Behandelt wird je nach Störungsbild, Entwicklungsstand und sozialem Umfeld nach den Behandlungskonzepten bzw. -ansätzen, wie zum Beispiel:

  • Bobath: Das Bobath-Konzept basiert auf der Arbeit der Krankengymnastin Berta Bobath und des Neurologen und Psychiaters Karel Bobath. Es umfasst den problemorientieren Zugang in der Befundaufnahme und Behandlung von Individuen mit Störungen in Tonus (Anspannung), Bewegung und Funktion aufgrund von Läsionen des zentralen Nervensystems. Das Ziel der Behandlung ist die Optimierung der Funktion durch Verbesserung der Haltungskontrolle und der selektiven Bewegung mittels Fazilitation (Erleichterung eines Bewegungsablaufs). Funktion wird als zielgerichtete Aktivität definiert, in der sich eine Person in einer veränderbaren und effizienten Weise zu ihrer Umwelt verhält.

Sensorische Integrationstherapie: Die sensorische Integrationstherapie basiert auf der Arbeit von Jean Ayres, einer Psychologin und Ergotherapeutin, und ist eine Behandlungsform, die die aus verschiedenen Gründen gestörte Entwicklung (zum Beispiel Gleichgewichtssystems, Tastempfinden, Körperempfindung) von Kindern wiederherstellen will. Dazu stellt sie die individuell notwendigen äußeren Bedingungen in Form (Angebot), Intensität (Dosierung) und Schwierigkeitsgrad zur Verfügung, um die Neuralintegration (nervlich bedingte Integration) zu verbessern. Das Konzept beinhaltet die Grundauffassung, dass sich das Nervensystem selbst organisiert und integriert (Wahrnehmungsentwicklungsbaum). Das Individuum benötigt dazu genügend innere Lebenskräfte, Motivation, Umweltangebote und respondierende Begleitung seines sozialen Umfelds für die optimale Entwicklung der sensorischen Integration. Dazu ergibt sich ein konzeptuelles Prinzip, das keine festgelegten Methoden und Techniken umfasst.

  • F.O.T.T.: Die Therapie des facio-oralen Trakts, entwickelt durch Kay Coombes, eignet sich zur Behandlung aller neurologisch bedingten Störungen des Gesicht- und Mundbereichs sowie des Schluck- und Sprechtrakts (sowohl in der Ergotherapie als auch in der Logopädie); dies schließt die Behandlung von komatösen und wahrnehmungsgestörten Patienten mit ein. Ziel ist es, den gestörten Tonus und die Haltung so zu beeinflussen, dass die Funktionen „Atmen“, „Stimme geben“, „Sprechen“ und „Nahrungsaufnahme“ wieder koordiniert und sicher ablaufen können. Die Selbstständigkeit des Patienten soll wiederhergestellt bzw. maximal gefördert werden, um ihm eine Teilnahme am sozialen Leben zu ermöglichen.
  • Affolter: Dieses Behandlungskonzept entstand aus einer über zehnjährigen klinischen Forschungsarbeit unter der Leitung von Frau Dr. phil. Affolter. Der Ansatz widmet sich neben der auffälligen Entwicklung des Kindes auch der Rehabilitation Erwachsener, besonders nach schweren Hirnverletzungen. Die Auseinandersetzung mit der Umwelt mithilfe problemlösender Alltagsgeschehnisse bildet die Wurzel der Entwicklung. Der Alltag besteht aus wechselnden Situationen, denen der Mensch sich ständig anpassen muss, wenn er ein Ziel erreichen will. Die Wahrnehmung spielt in dieser Interaktion eine zentrale Rolle. Wahrnehmungsstörungen führen zu einer veränderten Wahrnehmung der Umwelt. Das Modell der geführten Bewegungen (durch den Therapeuten) nach Affolter vermittelt der wahrnehmungsgestörten Person über die Körperführung eine angemessenere Spürinformation über den Alltag innerhalb problemlösender Alltagsgeschehnisse. Es wird immer auf der Verständnisstufe des Patienten gearbeitet, da Verständnis eine wichtige Voraussetzung für das Lernen ist. Damit etwas gelernt werden kann, muss das Alltagsgeschehnis ein sinnvolles Ziel für den Patienten darstellen.
  • Perfetti: Das Perfetti-Konzept wurde von Carlo Perfetti, einem Neurologen, für Patienten nach einem Schlaganfall entwickelt. Seiner Meinung nach wurden im Rahmen der bisherigen Behandlungsmethoden zu wenig Wert auf die aktive Aufmerksamkeit des Patienten und das Ziel der Bewegung gelegt. Perfetti sagt: „Hat ein Patient keinen Zugriff auf sein eigenes Bewegungsmuster, ist es unmöglich, ihn ohne Aufmerksamkeit in einen Lernprozess zu führen, der es ihm ermöglicht, eine Bewegung neu zu erlernen, die anpassungsfähige und flexible Verhaltensmuster erlaubt.“ Durch klar strukturierte Übungen sollen das Entstehen von pathologischen Elementen vermieden, Strategien zur Kontrolle dieser pathologischen Elemente eingeübt und das vorhandene Bewegungspotenzial des Patienten ausgebaut werden. Ein Merkmal des Therapiekonzepts ist, dass es nicht auf die sichtbaren Phänomene, sondern auf die Elemente der zugrundeliegenden pathologischen Prozesse ausgerichtet ist.